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Software zum Klavierüben

Dies sind die Ergebnisse eines Vergleiches von sogenannten "Pianotrainern", d.h. Computerprogramme, die dabei helfen sollen Klavierstücke zu erlernen und zu spielen, teilweise ohne Vorkentnisse.

  • Alle aufgelisteten Programme sind Free and Open Source.
  • Fast alle sind Cross-Platform
  • Bis auf "Pianobooster" ist kein Programm übersetzbar.
  • Alle Programme funktionieren auf MIDI Basis und benutzen .mid Dateien als Klavierstücke.
  • Fast alle Programme sind "Klavier von oben"-Tabs.

Die beiden besten Programme, hauptsächlich durch Ausschlußverfahren, sind "Sightread" und "Pianobooster", die genauer vorgestellt werden. Am Ende des Dokumentes findet sich eine Liste mit weiteren Programm und einem kurzen Kommentar zur Bewertung.

Pianobooster

Zusammenfassung: Ein hässliches Programm, in das aber pädagogischer Aufwand gesteckt wurde.

  • https://www.pianobooster.org/
  • Hat pädagogisch aufbereitetes Material
  • Hände getrennt übbar.
  • Mit einstellbarer Begleitmusik als akustisches Metronom. Begleitmusik ist musikalisch oft "amateurhaft" (falsche Harmonien etc.)
  • Benutzt akustisches Feedback ob man falsch ist.
  • Verschiedene Niveau-Stufen von "Anhören" über "Nur Rhythmus klopfen", "Nur weiterspielen wenn ich spiele" bis hin zu "dazu spielen"
  • Hat einen Genauigkeitsbalken, wie gut man spielt, für das eine Stück.
  • Aber insgesamt keine Möglichkeit zu erkennen, ob man sich über längere Zeit verbessert hat. Weder richtige Analyse (wie ein Klavierlehrer) noch Gamification-Stats.
  • "Nur" Notenansicht, kein "Klavier von Oben"
  • Unterstüzt MIDI-Keyboards mit leuchtenden Tasten
  • Keine Fingersätze
  • Keine Dynamik
  • Umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten wie Tempo, Transposition, Farben etc.
  • Alte hässliche GUI. Wirkt sehr "90er Jahr Hobbyprogramm".
    • Braucht schon inoffiziellen Qt5-Fork.
  • Paketmanagervariante hat keine Musik und keine Übersetzunge dabei
  • AppImage-Variante hat aber Musik und Übersetzungen.
  • Interner Fluidsynth mit Pulse/Alsa oder ALSA Midi. JACK als default-off compile option.

Sightread

Zusammenfassung: Solide Web-Application, die genau so viele Features hat, dass man es schnell benutzen kann.

  • https://sightread.dev/
  • https://github.com/sightread/sightread
  • Web Browser, NPM basiert. Ging aber unkompliziert zu installieren. Oder die öffentliche Version nehmen.
  • Gute öffentliche Webseite, wo man komfortable auswählen kann was man spielen möchte, mit Vorschau.
  • Eingebaute Klänge.
  • Web-Midi-Latenz ist ausreichend gering.
  • Umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten wie Tempo, Transposition, Farben etc.
  • Keine Statistiken, wie viel man richtig spielt.
  • Generell keine Möglichkeit zu erkennen, ob man sich verbessert hat. Weder richtige Analyse (wie ein Klavierlehrer) noch Gamification-Stats.
    • Ist auf der Roadmap.
  • Notenraster nicht in der Vorschau angezeigt, Vorrausschauen fast unmöglich.
  • Kann zwischen "Klavier von Oben" und Noten umschalten. Noten sind aber nur MIDI, daher Rechtschreibfehler.
  • Keine Fingersätze
  • Keine Dynamik

Weitere Software

Trainer

Hier Programme, die entweder nicht so gut sind wie die beiden vorgstellten, oder tatsächlich technisch defekt sind. Evtl. handelt es sich um aufgegebene Projekte.

Keine Trainer

Hier Programme, die nicht dazu gedacht sind Klavierstücke zu erlernen. Sie tauchen aber evtl. in Listen und Suchergebnissen zu unserem Thema auf.

Fazit

Vermutlich wird man mit diesen Programmen nicht das Klavier spielen erlernen können, selbst mit den beiden "guten" Programmen nicht. Musikalische Parameter wie Dynamik werden nicht beachtet, Fingersätze werden nicht gezeigt, von elementar wichtiger Handhaltung und Armbewegungen ganz zu schweigen.

Der Notenmodus beider Programme eignet sich ein wenig zum Blattspielen, wenn es rein um mechanisches Abarbeiten der Töne geht. Nicht überflüssig, aber reicht nicht.

Erst wenn man schon weiß, was am Klaverispielen wichtig ist, werden die Programme als rein mechanische Trainer begrenzt nützlich. Klavierunterricht von einem realen Menschen kann auf keinen Fall hierdurch ersetzt werden, höchstens in begrenztem Umfang ergänzt.

Als reines Motivationsmittel, um das Üben weniger ätzend zu gestalten, einigen sie sich auch nicht, da die nötigen Gamification-Elemente wie Statistiken, Challenges, Quoten, Achievements etc. fehlen.

Das Musikmaterial muss auch aufbereitet werden. Einfach ein MIDI reinstecken ist auch nicht automatisch gut. Pianobooster hat hier als einziges Programm ein bischen Mühe aufgewendet.

Die "Piano von Oben"-Tabs Ansicht mag einem zeigen welche Tasten man spielt, aber dann kann man lieber ein Video auf Youtube gucken, wo genau diese Elemente auch vorhanden sind. Das ist immer noch nicht gut, aber wenigstens sieht man die Handhaltung und Armbewegung.

Schließlich ist es nicht wenig Aufwand die Programme selbst erstmal zu lernen: Timing, Abstände etc. Sie sind eher wie Spiele und es ist zweifelhaft ob sich das Gelernte auf richtige Instrumenten umsetzen lässt. Synthesia, Linthesia und Musicope sagen sogar von sich selbst, sie seien "Musical Games". Dafür fehlen aber, wie gesagt, die Eigenschaften die ein Spiel spaßig machen. Es klingt eher als eine Ausrede und Vorversicherung, damit niemand den Programmen vorwerfen kann man würde damit nicht effektiv Klavier lernen können.

Sightread gibt den Disclaimer:

Sightread works best in conjunction with a Piano teacher. Falling notes will allow you to have more fun with less experience, but it is no replacement for formal education. Learning music theory will help you get a more holistic music experience than learning solely learning how to play songs.